
“wild gedacht”
Die kulinarische Kolumne
unseres Küchenchefs Jörn Finkenbrink
Irgendwie leben wir ja schon in goldenen Zeiten: Niemand wird mehr gefeuert, sondern bloß der Personalbestand optimiert. Weil es allen auch sonst supergut geht, gibt es keine Krankenversicherungen mehr, sondern Gesundheitskassen; und dass die Kostenübernahme fürs Gebiss nicht mehr im Leistungskatalog steht: geschenkt, es gibt ja zum Glück noch die dritten Zähne.
Die Gans Doretta hatte es in doppelter Hinsicht gut: Zum einen verhinderte Gerhard Schröders neunjährige Tochter, dass sie auf der Weihnachtstafel im Bundeskanzleramt landete und stattdessen seit an seit mit Freundin „Angela“ einen entspannten Lebensabend im Garten eines Berliner Seniorenheims verbrachte.
“Wenn Wolfgang Petry das Flanellhemd an den Haken hängt und als dreitagebärtiger Pete Wolf plötzlich Blues schrammelt, wenn Miley Cyrus nicht mehr das brave Mädel vom Disney-Kanal ist sondern halbnackt auf einer Abrissbirne durchs Musikvideo schwingt: Dann waren, mit großer Wahrscheinlichkeit, verdammt clevere Imageberater am Werk. Und die bräuchte dringend auch das Wild, diese Randnotiz in unserer stetig wachsenden Fleischauswahl.
Auch wenn Super Mario aus der gleichnamigen Videospielreihe kräftig Lobbyarbeit geleistet hat: Für geschätzt neun von zehn Kindern sind Pilze prinzipiell erst einmal „Bäh!“. Und wir Köche sind daran vielleicht gar nicht so unschuldig
Früher, als die Welt noch klein war und Urlaub irgendwo zwischen Nordsee oder Alpen gemacht wurde, war Essengehen einfach: Wo überwiegend Autos mit einheimischen Kennzeichen standen, wo man mehrheitlich Platt sprach oder schwäbelte, da konnte man guten Gewissens einkehren
Mein Haus, mein Auto, meine Yacht: Dem Quartettspiel der Statussymbole, das eine große Bank vor einigen Jahren aufs Korn nahm, lässt sich mittlerweile ein weiteres hinzufügen: der Grill. Der Grund ist simpel: Cent-Bratwurst vom Discounter unterscheidet sich – zumindest für den Laien – nicht allzu sehr von hausgeschlachteter Krakauer vom Bio-Bauern. Beim 2.500-Euro-Gasgrill mit Rippchen-Smoker sind einem dagegen die A’s und O’s sicher.
Wie viele Platten haben Sie eigentlich von Daniel Schuhmacher im Regal? Oder Thomas Godoj?Damals vom RTL-Publikum zu Superstars gesimst und telefoniert, eröffnen viele der einstigen DSDS-Finalisten heute bestenfalls noch Einkaufszentren. Und ich wette: Ein vergleichbares Schicksal droht auch dem Superfood. Das wird irgendwann hinter Reis und Nudeln seinem Karriereende aufgrund von überschrittenemHaltbarkeitsdatum entgegendämmern.
„Wollen wir morgen mal wieder ganz spontan Weihnachten feiern? Oder passt euch ein anderes Wochenende im Mai besser?“ Natürlich würden Sie Ihre Verwandten bei einer solchen Frage berechtigterweise für verrückt erklären. Doch zugleich erwarten Sie von uns Köchen genau das: Erdbeeren im Dezember und Grünkohl im Hochsommer.
„Vorsicht, das ist sehr heiß!“ – diesen Warnhinweis kann sich das Servicepersonal heute in den meisten Fällen sparen. Denn vor dem Griff zum Besteck ist ohnehin derzum Smartphone angesagt. Schnell wird die Tischdecke wird in Form gezupft